Stichnoten formatieren

Die einfachste Art, Stichnoten zu erstellen, ist es, einen CueVoice-Kontext in der Stimme zu erstellen.

\relative {
  R1
  <<
    { e'2\rest r4. e8 }
    \new CueVoice {
      \stemUp d'8^"flute" c d e fis2
    }
  >>
  d,4 r a r
}

[image of music]

Der Befehl \cueClef kann auch in einem expliziten CueVoice-Kontext eingesetzt werden, wenn ein Schlüsselwechsel nötig ist. Hiermit wird ein Schlüssel entsprechender Größe für die Stichnoten ausgegeben. Der Befehl \cueClefUnset kann dann eingesetzt werden, um wieder zum ursprünglichen Schlüssel zurückzukehren, wiederum in der richtigen Größe:

\relative {
  \clef "bass"
  R1
  <<
    { e'2\rest r4. \cueClefUnset e,8 }
    \new CueVoice {
      \cueClef "treble" \stemUp d''8^"flute" c d e fis2
    }
  >>
  d,,4 r a r
}

[image of music]

Die Befehle \cueClef und \cueClefUnset können auch ohne eine CueVoice-Umgebung eingesetzt werden:

\relative {
  \clef "bass"
  R1
  \cueClef "treble"
  d''8^"flute" c d e fis2
  \cueClefUnset
  d,,4 r a r
}

[image of music]

Für kompliziertere Stichnotenbehandlung, etwa mit Transposition, oder um Stichnoten aus unterschiedlichen Stimmen einzufügen, können die Befehle \cueDuring oder \cueDuringWithClef eingesetzt werden. Sie stellen eine spezielle Form von \quoteDuring dar, siehe auch Andere Stimmen zitieren.

Die Syntax lautet:

\cueDuring #Zitatbezeichnung #Richtung Noten

sowie

\cueDuringWithClef #Zitatbezeichnung #Richtung #Schlüssel #Noten

Die Noten der entprechenden Takten von Zitatbezeichnung wird dem CueVoice-Kontext hinzugefügt und erscheint gleichzeitig mit Noten, wodurch eine polyphone Situation entsteht. Die Richtung kann entweder UP oder DOWN sein, womit die zitierten Noten entweder als erste oder als zweite Stimme in einem System gesetzt werden.

fluteNotes = \relative {
  r2. c''4 | d8 c d e fis2 | g2 d |
}

oboeNotes = \relative c'' {
  R1
  \new CueVoice { \set instrumentCueName = "flute" }
  \cueDuring "flute" #UP { R1 }
  g2 c,
}

\addQuote "flute" { \fluteNotes }

\new Staff {
  \oboeNotes
}

[image of music]

Es ist möglich anzupassen, welche Objekte der Notation von \cueDuring zitiert werden, indem man die quotedCueEventTypes-Eigenschaft verändert. Ihr Standardwert ist '(note-event rest-event tie-event beam-event +tuplet-span-event); somit werden also nur Noten, Pausen, Bindebögen, Balken und N-tolen zitiert, nicht aber Artikulationen, Dynamik, Beschriftung usw.

Achtung: Wenn eine Voice-Umgebung mit \cueDuring beginnt, wie im folgenden Beispiel, muss die Voice-Umgebung explizit erstellt werden, weil sonst der gesamte musikalische Ausdruck zum CueVoice-Kontext gehören würde.

oboeNotes = \relative {
  r2 r8 d''16(\f f e g f a)
  g8 g16 g g2.
}
\addQuote "oboe" { \oboeNotes }

\new Voice \relative c'' {
  \set Score.quotedCueEventTypes = #'(note-event rest-event tie-event
                                      beam-event tuplet-span-event
                                      dynamic-event slur-event)
  \cueDuring "oboe" #UP { R1 }
  g2 c,
}

[image of music]

Die Bezeichnung des gerade spielenden Instruments in den Stichnoten kann gesetzt werden, indem man die instrumentCueName-Eigenschaft in einen temporären CueVoice-Kontext setzt. Die Platzierung und der Stil von instrumentCueName wird durch das \instrumentSwitch-Objekt kontrolliert, siehe Instrumentenbezeichnungen. Wenn die Stichnoten einen Schlüsselwechsel erfordern, kann dieser manuell hervorgerufen werden, aber der originale Schlüssel muss auch manuell am Ende der Stichnoten wieder hergestellt werden.

fluteNotes = \relative {
  r2. c''4 d8 c d e fis2 g2 d2
}

bassoonNotes = \relative c {
  \clef bass
  R1
  \clef treble
  \new CueVoice { \set instrumentCueName = "flute" }
  \cueDuring "flute" #UP { R1 }
  \clef bass
  g4. b8 d2
}

\addQuote "flute" { \fluteNotes }

\new Staff {
  \bassoonNotes
}

[image of music]

Alternativ kann auch die Funktion \cueDuringWithClef eingesetzt werden. Dieser Befehl erhält zusätzlcih ein Argument, das den Schlüsselwechsel anzeigt, den man für die Stichnoten braucht. Der originale Schlüssel wird automatisch wieder hergesetllt.

fluteNotes = \relative {
  r2. c''4 d8 c d e fis2 g2 d2
}

bassoonNotes = \relative c {
  \clef bass
  R1
  \new CueVoice { \set instrumentCueName = "flute" }
  \cueDuringWithClef "flute" #UP "treble" { R1 }
  g4. b8 d2
}

\addQuote "flute" { \fluteNotes }

\new Staff {
  \bassoonNotes
}

[image of music]

Genauso wie \quoteDuring berücksichtigt auch \cueDuring Transpositionen. Stichnoten werden auf den Tonhöhen erstellt, die für das Instrument geschrieben würden, in dessen Noten sie gesetzt werden, um die klingenden Töne des Quelleninstruments zu produzieren.

Um Stichnoten anders zu transponieren, muss \transposedCueDuring benutzt werden. Dieser Befehl braucht ein zusätzliches Argument, um (in absolutem Modus) die gedruckte Tonhöhe vorzugeben, mit der das das eingestrichene C dargestellt werden soll. Das ist nützlich, wenn man Stichnoten von einem Instrument mit einem vollständig anderen Register benutzt:

piccoloNotes = \relative {
  \clef "treble^8"
  R1
  c'''8 c c e g2
  c4 g g2
}

bassClarinetNotes = \relative c' {
  \key d \major
  \transposition bes,
  d4 r a r
  \transposedCueDuring "piccolo" #UP d { R1 }
  d4 r a r
}

\addQuote "piccolo" { \piccoloNotes }

<<
  \new Staff \piccoloNotes
  \new Staff \bassClarinetNotes
>>

[image of music]

Der \killCues-Befehl entfernt Stichnoten aus einem musikalischen Ausdruck, sodass derselbe musikalische Ausdruck für die Partitur und für eine Stimme mit Stichnoten eingesetzt werden kann. Der Befehl \killCues entfernt nur Noten und Ereignisse, die durch \cueDuring zitiert wurden. Andere Beschriftungen in Verbindung mit Stichnoten, wie etwa Schlüsselwechsel und Marken, die das Ursprungsinstrument anzeigen, können mit Marken versehen werden, um sie selektiv einzufügen, siehe Marken benutzen.

fluteNotes = \relative {
  r2. c''4 d8 c d e fis2 g2 d2
}

bassoonNotes = \relative c {
  \clef bass
  R1
  \tag #'part {
    \clef treble
    \new CueVoice { \set instrumentCueName = "flute" }
  }
  \cueDuring "flute" #UP { R1 }
  \tag #'part \clef bass
  g4. b8 d2
}

\addQuote "flute" { \fluteNotes }

\new Staff {
  \bassoonNotes
}

\new StaffGroup <<
  \new Staff {
    \fluteNotes
  }
  \new Staff {
    \removeWithTag #'part { \killCues { \bassoonNotes } }
  }
>>

[image of music]

Alternativ können Schlüsselwechsel und Instrumentenbezeichnungen auch in eine Instrument-Definition unter Einsatz des Befehls \addInstrumentDefinition zusammengefasst werden, siehe Instrumentenbezeichnungen.

Siehe auch

Notationsreferenz: Andere Stimmen zitieren, Transposition von Instrumenten, Instrumentenbezeichnungen, Marken benutzen, Notenschlüssel, Musikalische Stichnoten.

Schnipsel: Staff notation.

Referenz der Interna: CueVoice, Voice.

Bekannte Probleme und Warnungen

Zusammenstöße können bei Benutzung von \cueDuring zwischen Pausen der Hauptstimme und den Stichnoten des CueVoice-Kontexts auftreten. Wenn \cueDuringWithClef oder \transposedCueDuring eingesetzt wird, muss das zusätzliche Argument nach dem Zitat und der Richtung erscheinen.


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