2.7.1 Akkord-Modus

Im Akkordmodus (engl. „chord“) werden Akkorde anhand von einem Symbol der erwünschten Akkordstruktur notiert, anstatt dass die einzelnen Tonhöhen ausgeschrieben werden.


Überblick über den Akkord-Modus

Akkorde können als simultane Noten eingegeben werden, wie gezeigt in Noten mit Akkorden.

Akkorde können aber auch im Akkordmodus notiert werden. Das ist ein Eingabemodus, der sich an Akkordstrukturen traditioneller europäischer Musik und nicht an bestimmten einzelnen Tonhöhen orientiert. Er bietet sich an, wenn man es gewohnt ist, Akkordsymbole zur Beschreibung von Akkorden zu benutzen. Mehr Information zu unterschiedlichen Eingabemethoden findet sich in Eingabe-Modi.

\chordmode { c1 g a g c }

[image of music]

Akkorde, die im Akkordmodus eingegeben werden, sind musikalische Elemente und können genauso wie Akkorde im Notenmodus transponiert werden. \chordmode ist absolut, und deshalb hat \relative keine Auswirkung auf die \chordmode-Abschnitte. Im Akkord-Modus ist jedoch die absolute Tonhöhe eine Oktave höher als im Notationsmodus.

Akkordmodus und Notenmodus können gemischt verwendet werden:

\relative {
  <c' e g>2 <g b d>
  \chordmode { c2 f }
  <c e g>2 <g' b d>
  \chordmode { f2 g }
}

[image of music]

Siehe auch

Glossar: chord.

Notationsreferenz: Noten mit Akkorden, Eingabe-Modi.

Schnipsel: Chords.

Bekannte Probleme und Warnungen

Vordefinierte Abkürzung für Artikulationen und Ornamente können mit Noten im Akkordmodus nicht benutzt werden, siehe auch Artikulationszeichen und Verzierungen.

Wenn Akkord- und Notenmodus in linearer Musik abwechseln eingesetzt werden und der Akkordmodus am Anfang steht, erstellt der Notenmodus ein neues Notensystem:

\chordmode { c2 f }
<c e g>2 <g' b d>

[image of music]

Um dieses Verhalten zu verhindert, muss der Staff-Kontext explizit aufgerufen werden:

\new Staff {
  \chordmode { c2 f }
  <c e g>2  <g' b d>
}

[image of music]


Übliche Akkorde

Ein Dreiklang wird mit seinem Grundton mit einer möglichen Dauer dahinter notiert:

\chordmode { c2 f4 g }

[image of music]

Moll- übermäßige und verminderte Dreiklänge werden notiert, indem : und ein Modifikator hinter der Dauer angegeben wird:

\chordmode { c2:m f4:aug g:dim }

[image of music]

Septakkorde können erstellt werden:

\chordmode { c1:7 c:m7 c:maj7 c:dim7 c:aug7 }

[image of music]

Diese Tabelle zeigt die Funktion der Modifikatoren von Dreiklängen und Septakkorden. Die siebte Stufe wird standardmäßig als kleine Septime realisiert, sodass der Dominantseptakkord die Grundform des Septakkordes darstellt. Alle Alterationen sind relativ zur Dominantsept. Eine vollständigere Tabelle findet sich in Übliche Akkord-Variablen.

ModifikatorFunktionBeispiel
KeinStandard: erzeugt einen Durdreiklang.

[image of music]

m, m7Mollakkord: Dieser Modifikator erniedrigt die dritte Stufe.

[image of music]

dim, dim7Verminderter Akkord: Dieser Modifikator erniedrigt die dritte, fünfte und (wenn vorhanden) die siebte Stufe.

[image of music]

augÜbermäßiger Akkord: Dieser Modifikator erhöht die fünfte Stufe.

[image of music]

maj, maj7Großer Septakkord: Dieser Modifikator fügt eine erhöhte siebe Stufe hinzu. 7 nach dem maj ist optional. NICHT benutzen, um einen Durdreiklang zu notieren.

[image of music]

Siehe auch

Notationsreferenz: Übliche Akkord-Variablen, Erweiterte und modifizierte Akkorde.

Schnipsel: Chords.

Bekannte Probleme und Warnungen

Nur ein Qualitätsmodifikator sollte pro Akkord benutzt werden, meistens für die höchste Stufe des Akkordes. Akkorde mit weiteren Qualitätsmodifikatoren werden ohne Warnung oder Fehlermeldung gelesen, aber das Ergebnis ist nicht vorhersagbar. Akkorde, die nicht mit einem einzigen Qualitätsmodifikator erreicht werden können, sollten mit einzelnen Tonhöhen alteriert werden, wie beschrieben in Erweiterte und modifizierte Akkorde.


Erweiterte und modifizierte Akkorde

Akkordstrukturen können im Akkordmodus beliebig komplex konstruiert werden. Die Modifikatoren können benutzt werden, um den Akkord zu erweitern, bestimmte Stufen hinzuzufügen oder zu entfernen, Stufen zu erhöhen oder zu erniedrigen und Bassnoten hinzuzufügen bzw. Umkehrungen zu erzeugen.

Die erste Zahl, die auf den Doppelpunkt folgt, wird als „Bereich“ des Akkordes interpretiert: Terzen werden auf dem Grundton gestapelt, bis die angegebene Zahl (=Tonstufe) erreicht ist. Die siebte Stufe, die zu einem Akkord hinzugefügt wird, ist die kleine Septime, nicht die große. Wenn der Bereich keine Terz ist (also etwa 6), dann werden Terzen bis zur höchst möglichen Terz unter dem Bereich gestapelt, und der Endton des Bereichs wird hinzugefügt. Der größtmögliche Wert ist 13. Jeder größere Werte wird als 13 interpretiert.

\chordmode {
  c1:2 c:3 c:4 c:5
  c1:6 c:7 c:8 c:9
  c1:10 c:11 c:12 c:13
  c1:14
}

[image of music]

Sowohl c:5 als auch c erzeugen einen D-Dur-Dreiklang.

Da eine unveränderte 11 nicht gut klingt, wenn sie mit einer unveränderten 13 zusammenklingt, wird die 11 von einem :13-Akkord entfernt (es sei denn sie wird explizit verlangt).

\chordmode {
  c1:13 c:13.11 c:m13
}

[image of music]

Kompliziertere Akkorde können auch konstruiert werden, indem einzelne Intervalle zu dem Grundton addiert werden. Diese Additionen werden nach dem Bereich notiert und mit Punkten voneinander getrennt. Die normale Septime, die zu einem Akkord hinzugefügt wird, ist die kleine Septime, nicht die große.

\chordmode {
  c1:3.5.6 c:3.7.8 c:3.6.13
}

[image of music]

Hinzugefügte Stufen können beliebig groß sein:

\chordmode {
  c4:3.5.15 c:3.5.20 c:3.5.25 c:3.5.30
}

[image of music]

Einzelne Stufen können mit - oder + vergrößert oder verkleinert werden. Um eine Stufe zu verändert, die automatisch in den Akkord aufgenommen wurde, kann sie in veränderter Form nach dem Bereich hinzugefügt werden.

\chordmode {
  c1:7+ c:5+.3- c:3-.5-.7-
}

[image of music]

Zu entfernende Töne werden mit der gleichen Methode notiert, allerdings mit einem Dach (^) vor der Sequenz, die nicht erscheinen soll. Sie müssen nach den zu addierenden Tönen notiert werden. Die einzelnen zu entfernenden Töne werden mit Punkten getrennt.

\chordmode {
  c1^3 c:7^5 c:9^3 c:9^3.5 c:13.11^3.7
}

[image of music]

Sekund- und Quartakkorde können mit dem Modifikator sus notiert werden. Hiermit wird die dritte Stufe aus dem Akkord entfernt. Mit einer anschließenden 2 wird die zweite, mit einer 4 die vierte Stufe hinzugefügt. sus entspricht ^3 und sus4 ist gleich .4^3.

\chordmode {
  c1:5 c:sus2 c:sus4 c:5.4
}

[image of music]

Eine Umkehrung (ein Ton des Akkordes wird unter den Grundton gesetzt) sowie auch zusätzliche Bassnoten können mit dem Schrägstrich (/) markiert werden:

\chordmode {
  c1 c/g c/f
}

[image of music]

Eine Bassnote, die zum Akkord hinzugehört, kann hinzugefügt werden, anstatt dass sie aus dem Akkord entnommen wird, indem noch ein Plus zwischen den Schrägstrich und die Tonhöhe gesetzt wird:

\chordmode {
  c1 c/g c/+g
}

[image of music]

Akkordmodifikatoren, die benutzt werden können, um eine große Anzahl an Standardakkorden zu erzeugen, werden gezeigt in Übliche Akkord-Variablen.

Siehe auch

Notationsreferenz: Übliche Akkord-Variablen.

Schnipsel: Chords.

Bekannte Probleme und Warnungen

Jede Stufe kann nur einmal in einem Akkord vorkommen. Im folgenden Beispiel wird ein erweiterter Akkord erstellt, weil 5+ zuletzt gelesen wird.

\chordmode { c1:3.5.5-.5+ }

[image of music]

Nur die zweite Umkehrung kann erstellt werden, indem eine Bassnote hinzugefügt wird. Die erste Umkehrung erfordert, dass der Grundton des Akkordes geändert wird.

\chordmode {
  c'1: c':/g e:6-3-^5 e:m6-^5
}

[image of music]


LilyPond – Notationsreferenz v2.23.82 (Entwicklungszweig).