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2.10.2 Arabische Musik
Dieser Abschnitt zeigt Möglichkeiten, wie arabische Musik notiert werden kann.
Referenz für arabische Musik | ||
Arabische Notenbezeichnungen | ||
Arabische Tonarten | ||
Arabische Taktarten | ||
Arabische Notenbeispiele | ||
Weitere Literatur zur arabischen Musik |
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Referenz für arabische Musik
Arabische Musik wurde bisher vor allem mündlich tradiert. Wenn Musik transkribiert wird, handelt es sich meistens um ein Gerüst, auf dem der Musiker eigene Improvisationen ausführt. Mehr und mehr wird die westliche Notation mit einigen Veränderungen benutzt, um die arabische Musiktradition weiterzugeben und zu konservieren.
Einige Elemente der westlichen Notation wie etwa die Transkription von Akkorden oder eigenständige Stimmen werden für die traditionelleren arabischen Noten nicht benötigt. Es gibt allerdings einige andere Probleme, wie etwa die Notwendigkeit, Zwischenintervalle zu notieren, die sich irgendwo zwischen einem Halbton und einem Ganzton befinden. Daneben werden auch die westlichen Halb- und Ganztöne eingesetzt. Es muss auch möglich sein, eine große Anzahl an maqam (Modi) der arabischen Musik zu bezeichnen und zu gruppieren.
Üblicherweise müssen Mikrotöne in der arabischen Musik nicht präzise notiert werden.
Einige Bereiche, die für die arabische Notation wichtig sind, sind an anderer Stelle behandelt:
- Notenbezeichnungen und Versetzungszeichen (inklusive Vierteltöne) können angepasst werden, wie behandelt in Übliche Notation für nichteuropäische Musik.
- Zusätzliche Taktarten können erstellt werden, siehe Tonartbezeichnung.
- Komplexe Taktarten erfordern evtl., dass Noten manuell gruppiert werden, wie gezeigt in Manuelle Balken.
- Takasim, rhythmisch freie Improvisationen, können ohne Taktlinien notiert werden, siehe hierzu Musik ohne Metrum.
Siehe auch
Notationsreferenz: Übliche Notation für nichteuropäische Musik, Tonartbezeichnung, Manuelle Balken.
Schnipsel: World music.
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Arabische Notenbezeichnungen
An der arabischen Tradition orientierte Notenbezeichnungen können sehr
land sein und eignen sich daher nicht gut für die Notation von Musik.
Sie werden nicht benutzt. Englische Notenbezeichnungen hingegen sind
in der arabischen Musikerziehung recht unbekannt, weshalb italienische
Notenbezeichnungen (do, re, mi, fa, sol, la, si
) eingesetzt
werden. Modifikatoren (Versetzungszeichen) können auch benutzt werden.
Italienische Notenbezeichnungen finden sich erklärt in
Notenbezeichnungen in anderen Sprachen, die Benutzung der normalen
europäischen Notation für nichteuropäische Musik findet sich erklärt
in Übliche Notation für nichteuropäische Musik.
Hier ein Beispiel der arabischen rast-Tonleiter:
\include "arabic.ly" \relative { do' re misb fa sol la sisb do sisb la sol fa misb re do }
Das Symbol für das Halb-B sieht anders aus als das Symbol, was
üblicherweise in arabischer Notation benutzt wird. Das
\dwn
-Symbol, das in der Datei ‘arabic.ly’ definiert
ist, kann als ein Workaround eingesetzt werden, wenn es notwendig
ist, das arabische Symbol zu benutzen. Das Aussehen des
Halb-Bs in den Vorzeichen kann mit dieser Methode nicht verändert
werden.
\include "arabic.ly" \relative { \set Staff.extraNatural = ##f dod' dob dosd \dwn dob dobsb dodsd do do }
Siehe auch
Notationsreferenz: Notenbezeichnungen in anderen Sprachen, Übliche Notation für nichteuropäische Musik.
Schnipsel: World music.
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Arabische Tonarten
Neben den westlichen Dur- und Moll-Tonarten sind folgende Tonarten in ‘arabic.ly’ definiert: bayati, rast, sikah, iraq und kurd. Diese Tonarten definieren eine kleine Gruppe von Maqams, die weitverbreitet sind.
Ein Maqam kann die Tonart der Gruppe benutzen, zu der er gehört, oder die einer benachbarten Gruppe. Zusätzlich können verschiedene Versetzungszeichen in den Noten markiert werden.
Um also etwa die Tonart des Maqams „muhayer“ folgendermaßen notiert:
\key re \bayati
re ist die Tonhöhe für den „muhayer“-Maqam und bayati ist die Bezeichnung des Basismaqams der Gruppe.
Während die Vorzeichen eine Gruppe anzeigen, wird meistens der eigentliche Maqam im Titel definiert. In diesem Beispiel müsste also der „muhayer“-Maqam im Titel erscheinen.
Andere Maqams derselben Bayati-Gruppe, wie in der Tabelle unten gezeigt ((bayati, hussaini, saba und ushaq) können auf die gleiche Weise notiert werden. Sie sind alle Variationen des Grundmaqams Bayati. Sie unterscheiden sich üblicherweise vom grundlegenden Maqam in ihrem oberen Tetrachord oder in bestimmten Einzelheiten, die aber nicht ihre eigentliche Qualität verändern.
Der andere Maqam der gleichen Gruppe (Nawa) ist mit bayati durch eine Modulation verwandt, deren Grundton in der Tabelle angezeigt wird, wenn es sich um einen Maqam handelt, der eine Modulation eines anderen Maqams darstellt. Nawa kann folgenderweise notiert werden:
\key sol \bayati
In der arabischen Musik ist ein Begriff wie bayati, der eine Maqam-Gruppe bezeichnet, gleichzeitig auch selber ein Maqam, meistens der häufigste dieser Gruppe.
Hier ist eine Möglichkeit, Maqams zu gruppieren, womit die häufigsten Maqams bestimmten Vorzeichen zugeordnet werden:
Maqam-Gruppe | Vorzeichen (\key ) | Finalis | Andere Maqams der Gruppe (Finalis) |
---|---|---|---|
ajam | major | sib | jaharka (fa) |
bayati | bayati | re | hussaini, muhayer, saba, ushaq, nawa (sol) |
hijaz | kurd | re | shahnaz, shad arban (sol), hijazkar (do) |
iraq | iraq | sisb | - |
kurd | kurd | re | hijazkar kurd (do) |
nahawand | minor | do | busalik (re), farah faza (sol) |
nakriz | minor | do | nawa athar, hisar (re) |
rast | rast | do | mahur, yakah (sol) |
sikah | sikah | misb | huzam |
Ausgewählte Schnipsel
Untypische Tonarten
Der üblicherweise benutzte \key
-Befehl setzt die
keySignature
-Eigenschaft im Staff
-Kontext.
Um untypische Tonartenvorzeichen zu erstellen, muss man diese Eigenschaft
direkt setzen. Das Format für den Befehl ist eine Liste: \set
Staff.keySignature = #`(((Oktave . Schritt) . Alteration) ((Oktave
. Schritt) . Alteration) ...)
wobei für jedes Element in der Liste
Oktave
die Oktave angibt (0 ist die Oktave vom
eingestrichenen C bis zum eingestrichenen H), Schritt
gibt
die Note innerhalb der Oktave an (0 heißt C und
6 heißt H), und Alteration
ist ,SHARP ,FLAT
,DOUBLE-SHARP
usw. (Beachte das beginnende Komma.)
Alternativ kann auch jedes Element der Liste mit dem allgemeineren Format
(Schritt . Alteration)
gesetzt werden, wobei dann die Einstellungen
für alle Oktaven gelten.
Hier ein Beispiel einer möglichen Tonart für eine Ganztonleiter:
\include "arabic.ly" \relative do' { \set Staff.keyAlterations = #`((0 . ,SEMI-FLAT) (1 . ,SEMI-FLAT) (2 . ,FLAT) (5 . ,FLAT) (6 . ,SEMI-FLAT)) %\set Staff.extraNatural = ##f re reb \dwn reb resd dod dob dosd \dwn dob | dobsb dodsd do do | }
Siehe auch
Glossar: maqam, bayati, rast, sikah, iraq, kurd.
Notationsreferenz: Tonartbezeichnung.
Handbuch zum Lernen: Tonhöhen und Tonartbezeichnungen (Vorzeichen).
Referenz der Interna: KeySignature.
Schnipsel: World music, Pitches.
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Arabische Taktarten
Einige klassische Formen der arabischen und türkischen Musik wie etwa Semai haben ungewöhnliche Taktarten wie etwa 10/8. Das kann dazu führen, dass die automatische Bebalkung der Noten nicht zu dem Ergebnis kommt, welches in der üblichen Notation dieser Musik eingesetzt wird. Die Noten werden nicht anhand einer Taktzeit, sondern anhand von Kriterien gruppiert, die man schwer mit einer automatischen Balkenfunktion erfassen kann. Das kann umgangen werden, indem die automatische Bebalkung ausgeschaltet wird und die Balken explizit gesetzt werden. Auch wenn es nicht darauf ankommen sollte, eine schon notierte Musik nachzuahmen, ist es in vielen Fällen dennoch erforderlich, die Bebalkung anzupassen und/oder zusammengesetzte Taktarten zu benutzen.
Ausgewählte Schnipsel
Arabische Improvisation
Bei Improvisation oder taqasim, die zeitlich frei gespielt
werden, kann die Taktart ausgelassen werden und \cadenzaOn
kann eingesetzt werden. Es kann nötig sein, den Versetzungszeichenstil
anzupassen, weil sonst die Versetzungszeichen nur einmal ausgegeben
werden, da keine Taktlinien gesetzt sind. Hier ein Beispiel, wie
der Beginn einer hijaz-Improvisation aussehen könnte:
\include "arabic.ly" \relative sol' { \key re \kurd \accidentalStyle forget \cadenzaOn sol4 sol sol sol fad mib sol1 fad8 mib re4. r8 mib1 fad sol }
Siehe auch
Notationsreferenz: Manuelle Balken, Automatische Balken, Musik ohne Metrum, Automatische Versetzungszeichen, Einstellung von automatischen Balken, Taktangabe.
Schnipsel: World music.
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Arabische Notenbeispiele
Hier eine Vorlage, welche den Beginn eines türkischen Semai benutzt, der in der arabischen Musikerziehung oft herangezogen wird, um Besonderheiten der arabischen Musiknotation, wie etwa Zwischenintervalle und ungewöhnliche Modi, zu illustrieren.
\include "arabic.ly" \score { \header { title = "Semai Muhayer" composer = "Jamil Bek" } \relative { \set Staff.extraNatural = ##f \set Staff.autoBeaming = ##f \key re \bayati \time 10/8 re'4 re'8 re16 [misb re do] sisb [la sisb do] re4 r8 re16 [misb do re] sisb [do] la [sisb sol8] la [sisb] do [re] misb fa4 fa16 [misb] misb8. [re16] re8 [misb] re [do] sisb do4 sisb8 misb16 [re do sisb] la [do sisb la] la4 r8 } }
Siehe auch
Schnipsel: World music.
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Weitere Literatur zur arabischen Musik
-
The Music of the Arabs von Habib Hassan Touma (Amadeus Press, 1996)
enthält eine Beschreibung von Maqams und Methoden zu ihrer
Gruppierung.
Es gibt auch einige Internetseiten, die Maqams erklären und teilweise auch Klangdateien zur Verfügung stellen:
Die Maqam-Gruppierungen unterscheiden sich in einigen Details, auch wenn die allgemeinen Kriterien weithin anerkannt sind: gemeinsame untere Tetrachorde sowie Modulation.
-
Es gibt keine Übereinstimmung darüber, wie die Vorzeichen für
bestimmte Maqams angegeben werden sollen. Oft wird eine
Vorzeichenart für eine ganze Maqam-Gruppe verwendet, anstatt
dass jeder Maqam eigene Vorzeichen hätte.
Lehrbücher für Oud, die arabische Laute, folgender Autoren enthalten Beispiele vor allem türkischer und arabischer Kompositionen:
- Charbel Rouhana
- George Farah
- Ibrahim Ali Darwish Al-masri
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