2.1.6 Oper und Musical

Noten, Text und Dialoge von Oper und Singspielen werden normalerweise auf eine der folgenden Weisen notiert:

Die Abschnitte der LilyPond-Dokumentation, die nützlich zum Setzen von Oper und Musical sind, sind in den Verweisen unten aufgezeigt. Darauf folgen einige Abschnitte, die bestimmte Techniken behandeln, die besonders spezifisch für das Setzen von Singspiel-Partituren sind.


Verweise für Oper und Musical

Siehe auch

Glossar: Frenched score, Frenched staves, transposing instrument.

Notationsreferenz: Systeme gruppieren, Systeme verstecken, Transposition von Instrumenten, Verschachtelte Notensysteme, Seitenlayout, Systeme trennen, Transponieren, Orchesterstimmen erstellen, Text eingeben, Fußnoten erstellen.

Schnipsel: Vocal music.


Namen von Figuren

Namen von Figuren werden normalerweise links des Notensystems angezeigt, wenn auf dem System nur die Stimme einer Figure notiert ist:

\score {
  <<
    \new Staff {
      \set Staff.vocalName = \markup \smallCaps Kaspar
      \set Staff.shortVocalName = \markup \smallCaps Kas.
      \relative {
        \clef "G_8"
        c'4 c c c
        \break
        c4 c c c
      }
    }
    \new Staff {
      \set Staff.vocalName = \markup \smallCaps Melchior
      \set Staff.shortVocalName = \markup \smallCaps Mel
      \clef "bass"
      \relative {
        a4 a a a
        a4 a a a
      }
    }
  >>
}

[image of music]

Wenn zwei oder mehr Figuren sich ein System teilen, wird der Name normalerweise über dem System immer dann gesetzt, wenn der kommende Abschnitt von der Figur gesungen werden soll. Das kann man mit Textbeschriftungen vornehmen. Oft wird eine bestimmte Schriftart hierfür benutzt.

\relative c' {
  \clef "G_8"
  c4^\markup \fontsize #1 \smallCaps Kaspar
  c c c
  \clef "bass"
  a4^\markup \fontsize #1 \smallCaps Melchior
  a a a
  \clef "G_8"
  c4^\markup \fontsize #1 \smallCaps Kaspar
  c c c
}

[image of music]

Wenn sehr viele Figurenwechsel vorkommen, kann es auch einfacher sein, „Instrument“-Definitionen für jeden Namen auf oberster Dateiebene zu definieren, sodass \instrumentSwitch der Wechsel der Figur angezeigt werden kann.

\addInstrumentDefinition "kaspar"
  #`((instrumentTransposition . ,(ly:make-pitch -1 0 0))
     (shortInstrumentName . "Kas.")
     (clefGlyph . "clefs.G")
     (clefTransposition . -7)
     (middleCPosition . 1)
     (clefPosition . -2)
     (instrumentCueName . ,(markup #:fontsize 1 #:smallCaps "Kaspar"))
     (midiInstrument . "voice oohs"))

\addInstrumentDefinition "melchior"
  #`((instrumentTransposition . ,(ly:make-pitch 0 0 0))
     (shortInstrumentName . "Mel.")
     (clefGlyph . "clefs.F")
     (clefTransposition . 0)
     (middleCPosition . 6)
     (clefPosition . 2)
     (instrumentCueName . ,(markup #:fontsize 1 #:smallCaps "Melchior"))
     (midiInstrument . "voice aahs"))

\relative c' {
  \instrumentSwitch "kaspar"
  c4 c c c
  \instrumentSwitch "melchior"
  a4 a a a
  \instrumentSwitch "kaspar"
  c4 c c c
}

[image of music]

Siehe auch

Notationsreferenz: Instrumentenbezeichnungen, Text, Textbeschriftungsbefehle.

LilyPond Erweitern: Beschriftungskonstruktionen in Scheme.

Referenz der Interna: Scheme-Funktionen.


Musikalische Stichnoten

Stichnoten können in Klavierauszügen, Vocal Books und Orchesterstimmen eingesetzt werdne, um anzuziegen, was für Noten eine andere Stimme direkt vor dem eigenen Einsatz spielt. Stichnoten und Instrumentenbezeichnungen werden auch im Klavierauszug eingesetzt, um anzuzeigen, welches Instrument in der Orchesterfassung den Abschnitt spielt. Das hilft dem Dirigenten, wenn man keine große Partitur parat hat.

Der grundlegende Mechanismus, um Stichnoten einzufügen, findet sich in Andere Stimmen zitieren und Stichnoten formatieren. Aber wenn man viele Stichnoten etwa in einen Klavierauszug einfügen will, um dem Dirigenten zu helfen, muss man sehr sorgfältig mit der Positionierung der Instrumentenbezeichnungen sein. Im folgenden Beispiel gibt es dazu einige Hilfestellungen.

flute = \relative {
  s4 s4 e'' g
}
\addQuote "flute" { \flute }

pianoRH = \relative {
  c''4. g8
  % position name of cue-ing instrument just before the cue notes,
  % and above the staff
  \new CueVoice {
    \override InstrumentSwitch.self-alignment-X = #RIGHT
    \set instrumentCueName = "Flute"
  }
  \cueDuring "flute" #UP { g4 bes4 }
}
pianoLH = \relative { c4 <c' e> e, <g c> }

\score {
  \new PianoStaff <<
    \new Staff {
      \pianoRH
    }
    \new Staff {
      \clef "bass"
      \pianoLH
    }
  >>
}

[image of music]

Wenn ein transponierendes Instrument zitiert wird, sollte die Orchsterstimme die Tonart angeben, damit die Transposition der Stichnoten automatisch geschehen kann. Das Beispiel unten zeigt, wie man das vornimmt. Die Noten im Beipiel sind sehr tief auf dem System, sodass DOWN (nach unten) im \cueDuring definiert ist, damit die Hälse nach unten zeigen. Die Instrumentbezeichnung wird auch unter dem System platziert. Auch die Stimme für die rechte Hand des Klaviers ist explizit definiert. Das ist wichtig, weil die Stichnoten dieses Beispiels direkt am Anfang des ersten Taktes beginnen und sonst die gesamte Rechte Hand der Klaviernoten als CueVoice-(Stichnoten)-Kontext definiert werden würde!

clarinet = \relative c' {
  \transposition bes
  fis4 d d c
}
\addQuote "clarinet" { \clarinet }

pianoRH = \relative c'' {
  \transposition c'
  % position name of cue-ing instrument below the staff
  \new CueVoice {
    \override InstrumentSwitch.self-alignment-X = #RIGHT
    \override InstrumentSwitch.direction = #DOWN
    \set instrumentCueName = "Clar."
  }
  \cueDuring "clarinet" #DOWN { c4. g8 }
  g4 bes4
}
pianoLH = \relative { c4 <c' e> e, <g c> }

\score {
  <<
    \new PianoStaff <<
      \new Staff {
        \new Voice {
          \pianoRH
        }
      }
      \new Staff {
        \clef "bass"
        \pianoLH
      }
    >>
  >>
}

[image of music]

Aus diesen zwei Beispielen wird klar, dass es sehr viele Probleme bereiten kann, ausgiebig Stichnoten in einen Klavierauszug einzufügen, und die Noten für das Klavier würden unleserlich. Im folgenden Schnipsel wird jedoch gezeigt, wie man eine Musikfunktion definiert, die Tipparbeit erspart und die Klaviernoten klarer macht.

Ausgewählte Schnipsel

Orchesterstichnoten zu einem Klavierauszug hinzufügen

Hier wird gezeigt, wie man das Hinzufügen von vielen Orchsterstichnoten zu einem Klavierauszug hinzufügen kann. Die musikalische Funktion \cueWhile braucht vier Argumente: Die Noten, von denen die Stichnoten formatiert werden sollen, definiert durch \addQuote, die Bezeichnung, die mit den Noten angegeben werden soll, dann entweder #UP (hoch) oder #DOWN (runter) zur Angabe von entweder \voiceOne mit der Bezeichnung über dem System oder \voiceTwo mit der Bezeichnung unter dem System, und schließlich die Klaviermusik, die parallel zu den Stichnoten gespielt werden soll. Die Bezeichnung des Stichnoteninstruments wird links der Stichnoten positioniert. Viele Abschnitte können zitiert werden, aber sie dürfen sich nicht überlappen.

cueWhile =
#(define-music-function
   (instrument name dir music)
   (string? string? ly:dir? ly:music?)
   #{
     \cueDuring $instrument #dir {
       \once \override TextScript.self-alignment-X = #RIGHT
       \once \override TextScript.direction = $dir
       <>-\markup { \tiny #name }
       $music
     }
   #})

flute = \relative c'' {
  \transposition c'
  s4 s4 e g
}
\addQuote "flute" { \flute }

clarinet = \relative c' {
  \transposition bes
  fis4 d d c
}
\addQuote "clarinet" { \clarinet }

singer = \relative c'' { c4. g8 g4 bes4 }
words = \lyricmode { here's the lyr -- ics }

pianoRH = \relative c'' {
  \transposition c'
  \cueWhile "clarinet" "Clar." #DOWN { c4. g8 }
  \cueWhile "flute" "Flute" #UP { g4 bes4 }
}
pianoLH = \relative c { c4 <c' e> e, <g c> }

\score {
  <<
    \new Staff {
      \new Voice = "singer" {
        \singer
      }
    }
    \new Lyrics {
      \lyricsto "singer"
      \words
    }
    \new PianoStaff <<
      \new Staff {
        \new Voice {
          \pianoRH
        }
      }
      \new Staff {
        \clef "bass"
        \pianoLH
      }
    >>
  >>
}

[image of music]

Siehe auch

Glossar: cue-notes.

Notationsreferenz: Objekte ausrichten, Richtung und Platzierung, Stichnoten formatieren, Andere Stimmen zitieren, Musikfunktionen benutzen.

Schnipsel: Vocal music.

Referenz der Interna: InstrumentSwitch, CueVoice.

Bekannte Probleme und Warnungen

\cueDuring fügt automatisch einen CueVoice-Kontext ein, in dem alle Noten platziert werden. Das heißt, dass es nicht möglich ist, überlappende Abschnitte an Stichnoten mit dieser Technik zu haben. Überlappende Abschnitt könnten notiert werden, indem man explizit unterschiedliche CueVoice-Kontexte definiert und mit \quoteDuring die Noten ausschneidet und als Stichnoten einfügt.


Gesprochene Musik

Effekte wie „Parlato“ bzw. „Sprechgesang“ erfordern, dass die Noten ohne Tonhöhe, aber mit dem notierten Rhythmus gesprochen werden. Solche Noten werden mit einem Kreuz als Notenkopf notiert, siehe hierzu Besondere Notenköpfe.


Dialog zur Musik

Dialoge zur Musik wird üblicherweise über den Notensystemen gesetzt, meistens in kursiver Schrift, wobei der Beginn der Phrasen mit einem musikalischen Moment verklammert ist.

\relative {
  a'4^\markup { \smallCaps { Alex - } \italic { He's gone } } a a a
  a4 a a^\markup { \smallCaps { Bethan - } \italic Where? } a
  a4 a a a
}

[image of music]

Für längere Abschnitt kann es nötig sein, die Noten zu dehnen, damit die Wörter besser passen. Es gibt keine Möglichkeit, das vollautomatisch von LilyPond erledigen zu lassen, und einige manuelle Änderungen am Seitenlayout sind nötig.

Für lange Phrasen und Passagen mit viel dicht gepackten Dialogen hilft es, einen Lyrics-Kontext zu benutzen. Der Kontext sollte nicht mit einer Stimme verknüpft sein, sondern jeder Abschnitt des Dialogs sollte eine spezifische Dauer haben. Wenn es eine Pause im Dialog gibt, sollte das letzte Wort vom Rest getrennt werden und die Dauer zwischen ihnen aufgeteilt werdne, sodass die Noten darunter sich gut verteilen.

Wenn sich der Dialog über mehr als eine Zeile erstreckt, ist es nötig, manuell Umbrüche mit \break einzufügen und die Platzierung des Dialogs anzupassen, damit er nicht in den rechten Seitenrand läuft. Das letzte Wort des letzten Taktes einer Zeile sollte wie oben erklärt getrennt werden.

Hier ein Beispiel, das zeigt, wie das gesetzt werden kann.

music = \relative {
  \repeat unfold 3 { a'4 a a a }
}

dialogue = \lyricmode {
  \markup {
    \fontsize #1 \upright \smallCaps Abe:
    "Say this over measures one and"
  }4*7
  "two"4 |
  \break
  "and this over measure"4*3
  "three"4 |
}

\score {
  <<
    \new Lyrics \with {
      \override LyricText.font-shape = #'italic
      \override LyricText.self-alignment-X = #LEFT
    }
    { \dialogue }
    \new Staff {
      \new Voice { \music }
    }
  >>
}

[image of music]

Siehe auch

Notationsreferenz: Manuelle Silbendauern, Text.

Referenz der Interna: LyricText.


LilyPond – Notationsreferenz v2.24.4 (stabiler Zweig).