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2.9.6 Musiksatz Alter Musik in der Praxis – Szenarien und Lösungen
Incipite | ||
Mensurstriche | ||
Gregorianischen Choral transkribieren | ||
Alte und moderne Edition aus einer Quelldatei | ||
Herausgeberische Anmerkungen |
Wenn man mit Alter Notation zu tun hat, fallen oft Aufgaben an, die in der modernen Notation nicht vorkommen, für welche LilyPond geschaffen wurde. In diesem Abschnitt sollen darum einige praktische Problemstellungen und Lösungsvorschläge dargestellt werden. Dabei handelt es sich um:
- wie man Incipite in modernen Editionen von Mensuralnotation notieren kann (d.h. ein kleiner Abschnitt vor der eigentlichen Partitur, der die Originalnotenformen darstellt),
- wie man Mensurstriche einstellt, mit denen oft moderne Transkriptionen polyphoner Musik notiert werden,
- wie man den gregorianischen Choral mit moderner Notation darstellt und
- wie man sowohl ein Mensuralnotationsbild als auch eine moderne Edition aus der selben Quelle erstellt.
Incipite
In Arbeit.
Mensurstriche
Als Mensurstriche wird ein Notenlayout bezeichnet, in dem die Taktlinien nicht auf den Systemen, sondern nur zwischen Systemen gezogen werden. Damit soll signalisiert werden, dass das Original keine Takteinteilung besessen hat und etwa Synkopen nicht über Taktlinien hinweg aufgeteilt werden müssen, während man sich dennoch an den Taktlinien rhythmisch orientieren kann.
Das Mensurstiche-Layout, in welchem die Taktlinien nicht auf den Systemen,
sondern zwischen den Systemen gesetzt werden, kann mit einer StaffGroup
anstelle von ChoirStaff
erreicht werden. Die Taktlinien auf den
Systemen werden mit der transparent
-Eigenschaft ausgelöscht.
\layout { \context { \Staff measureBarType = "-span|" } } music = \fixed c'' { c1 d2 \section e2 f1 \fine } \new StaffGroup << \new Staff \music \new Staff \music >>
Gregorianischen Choral transkribieren
Gregorianischer Choral kann mit einigen einfachen Einstellungen in moderner Notation notiert werden.
Hälse. Hälse können meistens weggelassen werden, was geschieht,
indem man den Stem_engraver
aus dem Stimmenkontext
entfernt:
\layout { ... \context { \Voice \remove Stem_engraver } }
In einigen Transkriptionsstilen werden jedoch teilweise
Hälse eingesetzt, um etwa den Übergang von einem Einton-Rezitativ
zu einer melodischen Geste anzuzeigen. In diesem Fall können
Hälse entweder mit \hide Stem
unsichtbar gemacht werden oder mit
\override Stem.length = #0
auf die Länge von 0 reduziert
werden. Die Hälse müssen dann wieder an den entsprechenden
Stellen mit \once \override Stem.transparent = ##f
sichtbar gemacht werden (siehe auch Beispiel unten). Wenn Hälse
eingesetzt werden, die Fähnchen haben, muss zusätzlich auch noch
\hide Flag
eingestellt werden.
Takt. Für Gesang ohne Metrum gibt es einige Alternativen.
Der Time_signature_engraver
kann aus dem Staff
-Kontext
entfernt werden, ohne dass es negative Seiteneffekte gäbe.
Alternativ kann er durchsichtig gemacht werden, dabei entsteht
aber ein leerer Platz zu Beginn der Noten an der Stelle, wo
normalerweise die Taktangabe stehen würde.
In vielen Fällen ergibt \set Score.timing = ##f
gute
Ergebnisse. Eine andere Möglichkeit ist es, \cadenzaOn
und \cadenzaOff
zu benutzen.
Um Taktstriche zu entfernen, kann man radikal den Bar_engraver
aus dem Staff
-Kontext entfernen. Wenn man ab und zu
einen Taktstrich braucht, sollten die Striche nur mit
\hide BarLine
unsichtbar
gemacht werden.
Oft werden Rezitativtöne mit einer Brevis angezeigt. Der Text für die Rezitativnote kann auf zwei Arten notiert werden: entweder als einzelne, links ausgerichtete Silbe:
\include "gregorian.ly" chant = \relative { \clef "G_8" c'\breve c4 b4 a c2 c4 \divisioMaior c\breve c4 c f, f \finalis } verba = \lyricmode { \once \override LyricText.self-alignment-X = #-1 "Noctem quietam et" fi -- nem per -- fec -- tum \once \override LyricText.self-alignment-X = #-1 "concedat nobis Dominus" om -- ni -- po -- tens. } \score { \new Staff << \new Voice = "melody" \chant \new Lyrics = "one" \lyricsto melody \verba >> \layout { \context { \Staff \remove Time_signature_engraver \remove Bar_engraver \hide Stem } } }
Das funktioniert gut, solange der Text nicht über einen Zeilenumbruch reicht. In diesem Fall kann man etwa die Noten der Silben verstecken (hier werden auch die Hälse unsichtbar gemacht):
\include "gregorian.ly" chant = \relative { \clef "G_8" \set Score.timing = ##f c'\breve \hide NoteHead c c c c c \undo \hide NoteHead \override Stem.transparent = ##f \stemUp c4 b4 a \hide Stem c2 c4 \divisioMaior c\breve \hide NoteHead c c c c c c c \undo \hide NoteHead c4 c f, f \finalis } verba = \lyricmode { No -- ctem qui -- e -- tam et fi -- nem per -- fec -- tum con -- ce -- dat no -- bis Do -- mi -- nus om -- ni -- po -- tens. } \score { \new Staff << \new Voice = "melody" \chant \new Lyrics \lyricsto "melody" \verba >> \layout { \context { \Staff \remove Time_signature_engraver \hide BarLine \hide Stem } } }
Eine andere übliche Situation ist die Transkription von neumatischem oder melismatischem Gesang, d.h. Gesang, der eine unterschiedliche Anzahl von Noten pro Silbe hat. In diesem Fall sollen die Silbengruppen üblicherweise deutlich voneinander getrennt gesetzt werden, oft auch die Untergruppen eines längeren Melismas. Eine Möglichkeit, das zu erreichen, ist es, eine feste Taktart, etwa 1/4, zu benutzen und dann jeder Silbe oder Notengruppe einen ganzen Takt zuzuweisen, u.U. mit Hilfe von Triolen und kleinen Notenwerten. Wenn die Taktstriche und alle anderen rhythmischen Anweisungen unsichtbar gemacht werden, und der Platz um die Taktstriche vergrößert wird, ergibt sich eine recht gute Repräsentation der Originalnotation.
Damit Silben mit unterschiedlicher Länge (etwa „-ri“ und
„-rum“) die Silbengruppen nicht ungleichmäßig aufweiten,
kann die 'X-extent
-Eigenschaft des LyricText
-Objekts
auf einen festen Wert gesetzt werden. Eine andere
Möglichkeit wäre es, die Silben als Textbeschriftung
einzufügen. Wenn weitere horizontale Anpassungen nötig sind,
können sie mit unsichtbaren (s
)-Noten vorgenommen
werden.
spiritus = \relative { \time 1/4 \override Lyrics.LyricText.X-extent = #'(0 . 3) d'4 \tuplet 3/2 { f8 a g } g a a4 g f8 e d4 f8 g g8 d f g a g f4 g8 a a4 s \tuplet 3/2 { g8 f d } e f g a g4 } spirLyr = \lyricmode { Spi -- ri -- _ _ tus _ Do -- mi -- ni _ re -- ple -- _ vit _ or -- _ bem _ ter -- ra -- _ rum, al -- _ _ le -- _ lu -- _ ia. } \score { \new Staff << \new Voice = "chant" \spiritus \new Lyrics = "one" \lyricsto "chant" \spirLyr >> \layout { \context { \Staff \remove Time_signature_engraver \override BarLine.X-extent = #'(-1 . 1) \hide Stem \hide Beam \hide BarLine \hide TupletNumber } } }
Alte und moderne Edition aus einer Quelldatei
In Arbeit.
Herausgeberische Anmerkungen
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