1.6.2 Einzelne Systeme verändern

Dieser Abschnitt zeigt, wie man bestimmte Eigenschaften eines Systems ändert – etwa die Anzahl der Notenlinien oder die Größe des Systems. Es werden auch Methoden dargestellt, ein System zu beginnen und zu beenden sowie eine Methode, Ossia-Systeme zu erstellen.


Das Notensystem

Die Befehle \stopStaff und \startStaff können benutzt werden, um ein Notensystem zu stoppen oder (wieder) zu beginnen.

\relative {
  \stopStaff f''4 d \startStaff g, e
  f'4 d \stopStaff g, e
  f'4 d \startStaff g, e
}

[image of music]

Vordefinierte Befehle

\startStaff, \stopStaff.

Die Linien eines Notensystems gehören zu dem StaffSymbol-(NotensystemSymbol)-Grob (hierzu gehören auch Hilfslinien). StaffSymbol-Eigenschaften können verändert werden, um die Erscheinung des Notensystems zu beeinflussen, aber sie müssen gesetzt werden, bevor das System erstellt wird.

Die Anzahl der Notenlinien kann verändert werden:

\relative {
  f''4 d \stopStaff
  \override Staff.StaffSymbol.line-count = #2
  \startStaff g, e |

  f'4 d \stopStaff
  \revert Staff.StaffSymbol.line-count
  \startStaff g, e |
}

[image of music]

Auch die Position der Notenlinien kann geändert werden. Die Werte werden in halben Notensystemabständen eingegeben und die neue Position ist relativ zur ursprünglichen Mittellinie. Eine einzelne Linie wird für jeden Wert ausgegeben, sodass die Anzahl der Linien sowie ihre Position im Notensystem mit einem Befehl geändert werden können.

\relative {
  f''4 d \stopStaff
  \override Staff.StaffSymbol.line-positions = #'(1 3 5 -1 -3)
  \startStaff g, e |
  f'4 d \stopStaff
  \override Staff.StaffSymbol.line-positions = #'(8 6.5 -6 -8 -0.5)
  \startStaff g, e |
}

[image of music]

die Position des Notenschlüssels und die Position von c’ können geändert werden, um dem neuen System zu entsprechen. Siehe auch Notenschlüssel.

Die Liniendicke der Notenlinien kann verändert werden. Die Dicke der Hilfslinien und Notenhälse wird auch beeinflusst, weil sie von der Notenliniendicke abhängen.

\new Staff \with {
  \override StaffSymbol.thickness = #3
} \relative {
  f''4 d g, e
}

[image of music]

Die Dicke der Hilfslinien (engl. ledger lines) kann allerdings auch unabhängig von der Notenliniendicke verändert werden. Die zwei Zahlen, die nötig sind, sind Faktoren, mit denen die Notenlinien-Dicke und der Notenlinienabstand multipliziert werden. Die Addition beider Werte ergibt die Dicke der Hilfslinien.

\new Staff \with {
  \override StaffSymbol.thickness = #2
  \override StaffSymbol.ledger-line-thickness = #'(0.5 . 0.4)
} \relative {
  f'''4 a, a,, f
}

[image of music]

Die vertikale Position der Hilfslinien kann verändert werden:

\new Staff \with {
  \override StaffSymbol.ledger-positions = #'(-3 -2 -1 2 5 6)
} \relative {
  f'''4 a, a,, f
}

[image of music]

Zusätzliche Hilfslinien können auch innerhalb des Systems gesetzt werden, wenn sie von einem selbsdefinierten Notensystem genötigt werden. Das Beispiel zeigt die Standardposition der Hilfslinien wenn die explizite Position mit legder-position nicht definiert ist. Der Befehl stopStaff wird benötigt, damit der Befehl sich auf das gesamte System (StaffSymbol) auswirkt.

[image of music]

Der Abstand zwischen Notenlinien kann verändert werden. Diese Einstellung wirkt sich auch auf den Abstand der Hilfslinien aus.

\new Staff \with {
  \override StaffSymbol.staff-space = #1.5
} \relative {
  f'''4 d, g, e,
}

[image of music]

Ausgewählte Schnipsel

Eine Linie des Notensystems dicker als die anderen machen

Für den pädagogischen Einsatz kann eine Linie des Notensystems dicker gezeichnet werden (z. B. die Mittellinie, oder um den Schlüssel hervorzuheben). Das ist möglich, indem man zusätzliche Linien sehr nahe an der Linie, die dicker erscheinen soll, einfügt. Dazu wird die line-positions-Eigenschaft herangezogen.

{
  \override Staff.StaffSymbol.line-positions =
    #'(-4 -2 -0.2 0 0.2 2 4)
  d'4 e' f' g'
}

[image of music]

Siehe auch

Glossar: line, ledger line, staff.

Notationsreferenz: Notenschlüssel.

Schnipsel: Staff notation.

Referenz der Interna: StaffSymbol, staff-symbol-interface.


Ossia-Systeme

Ossia-Systeme können gesetzt werden, indem zwei gleichzeitige Notensysteme an der entsprechenden Position erstellt werden:

\new Staff \relative {
  c''4 b d c
  <<
    { c4 b d c }
    \new Staff { e4 d f e }
  >>
  c4 b c2
}

[image of music]

Dieses Beispiel ist aber normalerweise nicht erwünscht. Um Ossia-Systeme zu setzen, die sich über dem eigentlichen System befinden, keine Takt- und Schlüsselangaben haben und kleiner gesetzt sind, müssen einige Optimierungen angewendet werden. Im Handbuch zum Lernen wird eine Technik vorgestellt, mit der das gewünschte Ergebnis erreicht werden kann, beginnend in Musikalische Ausdrücke ineinander verschachteln.

Das Beispiel unten setzt die alignAboveContext-(oberhalbAusrichtenKontext)-Eigenschaft ein, um den Ossia-Abschnitt auszurichten. Diese Methode bietet sich an, wenn nur einige Ossia-Systeme benötigt werden.

\new Staff = main \relative {
  c''4 b d c
  <<
    { c4 b d c }

    \new Staff \with {
      \remove Time_signature_engraver
      alignAboveContext = "main"
      fontSize = #-3
      \override StaffSymbol.staff-space = #(magstep -3)
      \override StaffSymbol.thickness = #(magstep -3)
      firstClef = ##f
    }
    { e4 d f e }
  >>
  c4 b c2
}

[image of music]

Wenn mehrere isolierte Ossia-Systeme gebraucht werden, kann es günstiger sein, einen leeren Staff-Kontext mit einer spezifischen Kontextidentifikation zu erstellen. Die Ossia-Abschnitte werden dann erstellt, indem dieser Kontext aufgerufen wird und mit \startStaff und \stopStaff an den richtigen Stellen sichtbar gemacht wird. Der Vorteil dieser Methode zeigt sich, wenn man längere Stücke setzt.

<<
  \new Staff = ossia \with {
    \remove Time_signature_engraver
    \hide Clef
    fontSize = #-3
    \override StaffSymbol.staff-space = #(magstep -3)
    \override StaffSymbol.thickness = #(magstep -3)
  }
  { \stopStaff s1*6 }

  \new Staff \relative {
    c'4 b c2
    <<
      { e4 f e2 }
      \context Staff = ossia {
        \startStaff e4 g8 f e2 \stopStaff
      }
    >>
    g4 a g2 \break
    c4 b c2
    <<
      { g4 a g2 }
      \context Staff = ossia {
        \startStaff g4 e8 f g2 \stopStaff
      }
    >>
    e4 d c2
  }
>>

[image of music]

Man kann auch den \Staff \RemoveEmptyStaves-Befehl einsetzen, um Ossia-Systeme zu erstellen. Diese Methode eignet sich am besten, wenn nach dem Ossia sofort ein Zeilenumbruch erfolgt. Mehr Information zu \Staff \RemoveEmptyStaves findet sich in Systeme verstecken.

<<
  \new Staff = ossia \with {
    \remove Time_signature_engraver
    \hide Clef
    fontSize = #-3
    \override StaffSymbol.staff-space = #(magstep -3)
    \override StaffSymbol.thickness = #(magstep -3)
  } \relative {
    R1*3
    c''4 e8 d c2
  }
  \new Staff \relative {
    c'4 b c2
    e4 f e2
    g4 a g2 \break
    c4 b c2
    g4 a g2
    e4 d c2
  }
>>

\layout {
  \context {
    \Staff \RemoveEmptyStaves
    \override VerticalAxisGroup.remove-first = ##t
  }
}

[image of music]

Ausgewählte Schnipsel

Gesangstext und Ossia vertikal ausrichten

Dieser Schnipsel zeigt, wie man die Kontexteigenschaften alignBelowContext und alignAboveContext benutzen kann, um die Positionierung von Gesangstext und Ossia-Abschnitten zu kontrollieren.

\paper {
  ragged-right = ##t
}

\relative c' <<
  \new Staff = "1" { c4 c s2 }
  \new Staff = "2" { c4 c s2 }
  \new Staff = "3" { c4 c s2 }
  { \skip 2
    <<
      \lyrics {
        \set alignBelowContext = #"1"
        lyrics4 below
      }
      \new Staff \with {
        alignAboveContext = #"3"
        fontSize = #-2
        \override StaffSymbol.staff-space = #(magstep -2)
        \remove "Time_signature_engraver"
      } {
        \tuplet 6/4 {
          \override TextScript.padding = #3
          c8[^"ossia above" d e d e f]
        }
      }
    >>
  }
>>

[image of music]

Siehe auch

Glossar: ossia, staff, Frenched staff.

Handbuch zum Lernen: Musikalische Ausdrücke ineinander verschachteln, Größe von Objekten, Länge und Dicke von Objekten.

Notationsreferenz: Systeme verstecken.

Schnipsel: Staff notation.

Referenz der Interna: StaffSymbol.


Systeme verstecken

Die Notenlinien können entfernt werden, indem der Staff_symbol_engraver aus dem Staff-Kontext entfernt wird. Alternativ kann auch \stopStaff eingesetzt werden.

\new Staff \with {
  \remove Staff_symbol_engraver
}
\relative { a''8 f e16 d c b a2 }

[image of music]

Leere Systeme können versteckt werden, wenn der \Staff \RemoveEmptyStaves-Befehl im \layout-Abschnitt benutzt wird. In großen Orchesterpartituren wird dies oft verwendet, um die leeren Systeme von gerade nicht spielenden Instrumenten zu verstecken. In der Standardeinstellung werden alle leeren Notenzeilen außer die des ersten Systems entfernt.

Achtung: Eine Notenzeile gilt als leer, wenn sie nur Ganztaktpausen, Pausen, unsichtbare Noten, \skip-Befehle oder eine Kombination der drei enthält.

\layout {
  \context {
    \Staff \RemoveEmptyStaves
  }
}

\relative <<
  \new Staff {
    e'4 f g a \break
    b1 \break
    a4 b c2
  }
  \new Staff {
    c,4 d e f \break
    R1 \break
    f4 g c,2
  }
>>

[image of music]

\Staff \RemoveEmptyStaves kann auch eingesetzt werden, um Ossiaabschnitte zu erstellen. Zu Einzelheiten, siehe Ossia-Systeme.

Der \VaticanaStaff \RemoveEmptyStaves-Befehl kann benutzt werden, um leere Takte in Notation der Alten Musik zu entfernen. Gleichermaßen kann \RhythmicStaff \RemoveEmptyStaves eingesetzt werden, um leere Takte in einem RhythmicStaff-Kontext zu entfernen.

Vordefinierte Befehle

\Staff \RemoveEmptyStaves, \VaticanaStaff \RemoveEmptyStaves, \RhythmicStaff \RemoveEmptyStaves.

Ausgewählte Schnipsel

Die erste leere Notenzeile auch entfernen

Ein leeres Notensystem kann auch aus der ersten Zeile einer Partitur entfernt werden, indem die Eigenschaft remove-first der VerticalAxisGroup-Eigenschaft eingesetzt wird. Das kann man global in einer \layout-Umgebung oder lokal in dem bestimmten Notensystem machen, das entfernt werden soll. In letzterem Fall muss man den Kontext angeben.

Das untere Notensystem der zweiten Systemgruppe wird nicht entfernt, weil in die Einstellungen in dem Schnipsel nur für das eine Notensystem gültig sind.

\layout {
  \context {
    \Staff \RemoveEmptyStaves
    % To use the setting globally, uncomment the following line:
    % \override VerticalAxisGroup.remove-first = ##t
  }
}
\new StaffGroup <<
  \new Staff \relative c' {
    e4 f g a \break
    c1
  }
  \new Staff {
    % To use the setting globally, comment this line,
    % uncomment the line in the \layout block above
    \override Staff.VerticalAxisGroup.remove-first = ##t
    R1 \break
    R
  }
>>
\new StaffGroup <<
  \new Staff \relative c' {
    e4 f g a \break
    c1
  }
  \new Staff {
    R1 \break
    R
  }
>>

[image of music]

Siehe auch

Glossar: Frenched staff.

Handbuch zum Lernen: Sichtbarkeit und Farbe von Objekten.

Notationsreferenz: Die Standardeinstellungen von Kontexten ändern, Das Notensystem, Ossia-Systeme, Unsichtbare Noten, Sichtbarkeit von Objekten.

Schnipsel: Staff notation.

Referenz der Interna: ChordNames, FiguredBass, Lyrics, Staff, VerticalAxisGroup, Staff_symbol_engraver.

Bekannte Probleme und Warnungen

Wenn man den Staff_symbol_engraver entfernt, werden auch die Taktlinien entfernt. Wenn eine sichtbare Taktlinie angefordert wird, kann es zu Formatierungsfehlern kommen. In diesem Fall sollten folgende Befehle eingesetzt werden, anstatt den Engraver zu entfernen:

\omit StaffSymbol
\override NoteHead.no-ledgers = ##t

Zu den bekannten Fehlern und Warnungen, die mit \Staff \RemoveEmptyStaves zusammenhängen, siehe Die Standardeinstellungen von Kontexten ändern.


LilyPond – Notationsreferenz v2.23.82 (Entwicklungszweig).