5.5.4 Formen verändern


Bögen verändern

Binde-, Legato- und Phrasierungsbögen werden als Bézierkurven dritter Ordnung gezeichnet. Wenn die Form eines automatischen Bogens nicht optimal ist, kann sie manuell verändert werdne, indem man die vier erforderlichen Kontrollpunkte angibt.

Bézierkurven dritter Ordnung (auch als quadratische Bézierkurven bezeichnet) werden durch vier Kontrollpunkte definiert. Der erste und vierte Kontrollpunkt geben Beginn und Ende der Kurve an. Die zwei Punkte dazwischen werden benutzt, um die Form der Kurve zu bestimmen. Im Internet gibt es Animationen, die illustrieren, wie eine derartige Kurve gezeichnet wird, aber die folgende Beschreibung kann hilfreich sein. Die Kurve beginnt am ersten Kontrollpunkt in Richtung des zweiten, wobei sie sich schrittweise krümmt um zum dritten Kontrollpunkt zu gelangen, von wo aus sie sich weiter zum vierten Punkt hin krümmt. Die Form der Kurve wird vollständig von den vier Punkten definiert.

Hier ein Beispiel eines Falles, in dem der Bogen nicht optimal erscheint, und wo auch \tieDown das Problem nicht lösen würde.

<<
  { e'1~ 1 }
\\
  \relative { r4 <g' c,> <g c,> <g c,> }
>>

[image of music]

Eine Möglichkeit, diesen Bogen zu verbessern, ist es, seine Kontrollpunkte manuell zu verändern:

Die Koordinaten von Bézierkontrollpunkten werden in Notenlinienzwischenräumen angegeben. Die X-Achse ist relativ zum Referenzpunkt der Note, an die der Bogen angefügt wird, und die Y-Achse relativ zur Mittellinie des Notensystems. Die Koordinaten werden als eine Liste von vier Paaren an realen Dezimalzahlen eingegeben. Eine Möglichkeit ist es, die Koordinaten der zwei Endpunkte zu schätzen und dann die zwei Zwischenpunkte zu erraten. Die optimalen Werte können nur durch Ausprobieren gefunden werden.

Es lohnt sich daran zu denken, dass eine symmetrische Kurve symmetrische Kontrollpunkte benötigt, und dass Bézierkurven die nützliche Eigenschaft haben, dass eine Transformation der Kurve wie eine Übersetzung, Drehung oder Skalierung der Kurve erreicht werden kann, indem man die gleiche Skalierung auf die Kontrollpunkte anwendet.

In dem obigen Beispiel geben folgende Werte einen zufriedenstellenden Bogen – Achtung: der Befehl muss direkt vor dem Beginn der Note gesetzt werden, an die der (Binde-)Bogen angehängt wird.

<<
  {
  \once \override Tie.control-points = #'((1 . -1) (3 . 0.6) (12.5 . 0.6) (14.5 . -1))
  e1~ 1
  }
\\
  { r4 <g c,> <g c,> <g c,>  }
>>

[image of music]

Bekannte Probleme und Warnungen

Es ist nicht möglich, die Form von Bögen anhand ihrer control-points-Eigenschaft zu verändern, wenn mehrere Binde- oder Legatobögen zum gleichen musikalischen Moment auftreten, nicht einmal mit dem \tweak-Befehl. Die Eigenschaft tie-configuration von TieColumn kann jedoch verändert werden, sodass Startlinie und Richtung wie benötigt platziert werden.

Siehe auch

Referenz der Interna: TieColumn.


LilyPond – Notationsreferenz v2.23.82 (Entwicklungszweig).